Weil selbst die Gemeinderäte nicht in die Überlegungen der Gemeindeverwaltung eingeweiht waren, formierte sich in PLEINFELD bereits der Bürgerprotest.
aus dem Weißenburger Tagblatt vom 27.06.2020
PLEINFELD. Ein Tagesordnungspunkt, der eigentlich nicht öffentlich hätte beraten werden sollen, hat im jüngsten Pleinfelder Gemeinderat für Furore gesorgt und zu einer kontroversen Diskussion über die Innenentwicklung des Ortes geführt. Was vonseiten der Gemeindeverwaltung und von Bürgermeister Stefan Frühwald (CSU) wohl als Coup gedacht war, wurde von etlichen Gemeinderäten zerpflückt. Im Kern der Kontroverse stand der Spielplatz zwischen der Diesel- und der Jahnstraße, der derzeit eigentlich gar kein richtiger Spielplatz mehr ist.
Um den Streit zu verstehen, muss man wissen, dass auf dem Gelände hinter dem Autohaus Kral momentan nur noch eine Schaukel, zwei Fußballtore und ein kleines Schaukelpferd stehen. Denn die neuen Spielgeräte lagen noch im Bauhof der Marktgemeinde und hätten schon längst aufgebaut werden sollen. Das wiederum sorgte in der Bevölkerung für Gerüchte – wohl auch, weil etwas von den eigentlich geheimen Plänen im Rathaus nach außen drang.
Gedanken der Verwaltung
In der Verwaltung hatten sich Bürgermeister Stefan Frühwald (CSU) und seine Mitarbeiter Gedanken gemacht, wie man die Grünfläche, die das Industriegebiet von dem Wohngebiet trennt, entwickeln könnte. Weil vieles von den Ideen noch nicht spruchreif, sondern eben nur diskutabel ist, hätte sich Frühwald gerne erst mit dem Gemeinderat intern beraten. Weil SPD-Fraktionsvorsitzender Bernhard Endres aber den Antrag gestellt hatte, den Tagesordnungspunkt öffentlich behandeln zu lassen, was eine knappe Mehrheit fand, musste sich auch Bürgermeister Frühwald widerwillig fügen.
Als der Tagesordnungspunkt dann dran war, merkte der Rathauschef an, dass es im Wesentlichen dabei um die Frage gehe, ob man in der Marktgemeinde eine Innenentwicklung wolle oder nicht. SPD-Fraktionsvorsitzender Bernhard Endres machte sofort klar, dass seine Fraktion den Spielplatz an dieser Stelle belassen wolle, zumal die neuen Spielgeräte ja bereits beschafft wurden.
FW-Fraktionschef Uwe Geuder meinte, dass die derzeitige Grünfläche aus seiner Sicht keine großen Möglichkeiten für eine Innenentwicklung biete und er diesen Begriff erst gar nicht weiter strapaziere wolle. Er mahnte in diesem Zusammenhang auch „mehr Transparenz“ an, weil ihm zufolge auch die Gemeinderäte erst durch den Protest der Bürger von den Plänen der Gemeindeverwaltung erfahren hätten. Geuder: „Es spricht nichts dagegen, den Spielplatz wiederaufzubauen, er ist hier eine kleine, grüne Lunge.“
Dietmar Birkel (Freie Wähler) sah eine alternative Nutzung der Grünfläche ebenfalls kritisch: „Mit einer Abholzung wäre ich hier sehr vorsichtig.“ Was CSU-Chef Stefan Ritzer zu dem Bekenntnis veranlasste, dass auch seine Fraktion den Spielplatz „nicht anfassen“ wolle, er aber dennoch der Ansicht sei, dass in Pleinfeld derzeit nicht mehr viel Bauland vorhanden sei.
Günter Voit von den Grünen, der am Südring aufgewachsen ist, meinte: „Der Spielplatz ist dort, wo er ist, am besten.“ Für seine Fraktion stelle sich vielmehr die Frage, welche Pufferzone man zwischen dem Wohnund dem Gewerbegebiet brauche. Astrid Weiße und Inge Dorschner (beide SPD) betonten ebenfalls, dass aus ihrer Sicht der Spielplatz an Ort und Stelle bestehen bleiben sollte.
Thomas Hueber (CSU) merkte an, dass die kontroverse Diskussion über die Vorschläge der Verwaltung, die erst einmal positiv seien, zeigten, dass die Zusammenarbeit im Gemeinderat „schlechter“ geworden sei und man in dem Gremium „gegeneinander“ arbeite. Stattdessen sollten sich alle „für Pleinfeld“ einsetzen. Hueber regte an, derartige Vorschläge künftig erst einmal mit dem Bauausschuss vor Ort anzuschauen und vorab zu beraten. Christian Lutz (FW) sagte, dass er die geplante innenstädtische Entwicklung an dieser Stelle ebenfalls sehr kritisch sehe, weil man den gültigen Flächennutzungsund den Bebauungsplan erst einmal ändern müsste. Zudem habe er Zweifel, ob die Kosten-Nutzen-Rechnung dann noch aufgehe.
Wiederaufbau ist beschlossen
Gerhard Fuchs (FW) stellte schließlich den Antrag, dass der Spielplatz wiederaufgebaut werde und von einer weiteren innerstädtischen Entwicklung an dieser Stelle abgesehen werde. Sein Antrag erhielt je zehn Jaund zehn Nein-Stimmen und wurde deshalb abgelehnt. Bürgermeister Frühwalds Beschlussvorschlag, die Spielgeräte wiederaufzubauen und den ursprünglich von der Gemeindeverwaltung eingebrachten Vorschlag auf Eis zu legen, fand am Ende die Mehrheit, sodass erst einmal wieder alles beim Alten bleibt.
MARKUS STEINER