Auf Initiative der Pleinfelder SPD wurde der fraktionsübergreifende Antrag im Gemeinderat beschlossen.
Barrierefrei sieht anders aus: Der Pleinfelder Bahnhof soll bis zum Jahr 2021 barrierefrei umgebaut werden. Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen haben jetzt einen fraktionsüber-greifenden Antrag gestellt, dass künftig mobilitätseingeschränkte Personen ohne fremde Hilfe und ohne Höhenunterschiede in die Züge ein- und aussteigen können. Archivfoto: Markus Steiner
Bericht aus dem Weißenburger Tagblatt vom 16./17.06.2018
PLEINFELD (ste) – Der Marktgemeinderat Pleinfeld hat in einem fraktionsübergreifenden Antrag die Deutsche Bahn aufgefordert, am Bahnhof in Pleinfeld im Zuge des barrierefreien Ausbaus die Bahnsteighöhen auf 55 Zentimeter Höhe umzubauen, damit man in und aus den Zügen ohne Höhenunterschiede ein- und ausgestiegen kann. Die im „Bahnsteighöhenkonzept 2017“ von der Deutschen Bahn vorgesehene Höhe sieht dagegen 76 Zentimeter vor, was die Unterzeichner für einen gravierenden Fehler halten.
Der Hintergrund für den Antrag: Nach derzeitigem Kenntnisstand soll ausgerechnet die Hauptstrecke von München nach Nürnberg nicht barrierefrei ausgebaut werden. Bernhard Endres, der Behindertenbeauftragte der Gemeinde Pleinfeld, behauptet sogar, dass für behinderte Menschen sogar noch „bewusst eine Barriere eingebaut“ werde.
Denn in der momentanen Planung des Bahnhofsumbaus sei vorgesehen, dass zwischen dem Bahnsteig und den in Pleinfeld haltenden Zügen eine Stufe von 21 Zentimetern zementiert wird, um auf die von der Deutschen Bahn geforderten Höhe von 76 Zentimetern zu kommen.
Die doppelstöckigen Regionalzüge, die in Pleinfeld halten, haben Endres zufolge aber eine Einstiegshöhe von 55 Zentimetern. Selbst der neue „Intercity 2“ werde mit einer Einstiegshöhe von 55 Zentimetern gebaut. Den Bahnsteig auf 76 Zentimeter zu erhöhen, wäre also für Pleinfeld wirklich ein Unding, finden die Unterzeichner des Antrags, zu denen Erster Bürgermeister Markus Dirsch (CSU), die Zweite Bürgermeisterin Inge Dorschner (SPD), der Dritte Bürgermeister Dr. Peter Herzner (CSU), CSU-Fraktionsführer Thomas Hueber, FW-Fraktionsführer Norbert Schuster, SPDFraktionsführerin Ingeborg Dorschner sowie Behindertenbeauftragter Bernhard Endres gehören.
Berufung auf die UN
Die Unterzeichner berufen sich mit ihrem Anliegen unter anderem auf die UN-Behindertenrechtskonvention, das Bayerische Behindertengleichstellungsgesetz und sehen die Deutsche Bahn als Auftraggeber des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Pflicht, die Gesetze auch umzusetzen.
Wörtlich heißt es in dem Antrag: „Wir fordern für Pleinfeld die Bahnsteighöhen auf 55 cm herzustellen, da die Züge entsprechend angeschafft wurden und damit eine wesentlich bessere bzw. selbstständige Nutzung für mobilitätseingeschränkte Personen möglich ist.“
Hierzu zählten nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Eltern mit Kinderwagen, Personen mit schwerem Gepäck oder Personen mit Rollatoren. Barrierefreie Mobilität sei eine „notwendige Querschnittsaufgabe, um nicht nur die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu ermöglichen, sondern auch für die genannten Personengruppen“.
Der Antrag wurde inzwischen von Bürgermeister Markus Dirsch per E-Mail an Ministerpräsident Markus Söder, Verkehrsministerin Ilse Aigner und der Behindertenbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung geschickt. Reaktionen stehen bislang noch aus.
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