Dass eine Frau dieses Amt auch führen könne, habe Inge Dorschner bewiesen – darauf wiesen etliche der Redner bei der Nominierungsversammlung hin. Vom Ortsvereinsvorsitzenden Felix Michahelles bis hin zu SPD-Unterbezirks-Geschäftsführer Michael Regenbogen konstatierten der Interims-Bürgermeisterin Inge Dorschner eine „tolle Arbeit“.
„Den Laden am Laufen gehalten“
Roland Fichtner, einst selbst Bürgermeisterkandidat der SPD, hob hervor, dass Pleinfeld bereits eine SPD-Bürgermeisterin habe und dies auch so bleiben solle. Der gebürtige und jetzt in Nürnberg lebene Pleinfelder ist „stolz auf die Fraktion und Inge Dorschner“. Es sei nicht selbstverständlich, dass sich eine stellvertretende Bürgermeisterin in einer Krise „so einsetzt, wie sie sich eingesetzt hat für Pleinfeld“, konstatierte er unter Beifall, der zweifelsohne Dorschner galt. „Sie hat den Laden am Laufen gehalten“, formulierte es ein Pleinfelder.
Für Fichtner stehen Inge Dorschner und Astrid Weiße als SPD-Bürger-meisterkandidatin in der Tradition einer Marianne Mangelberger, die über Jahrzehnte eine feste Größe in der Pleinfelder SPD wie im Landkreis gewesen sei und vor allem große Bürgernähe bewiesen habe.
Letzteres hat sich auch Astrid Weiße auf ihre Fahnen geschrieben, wie sie in ihrer Nominierungsrede deutlich machte. Ihr Leitmotto sei „Wir alle sind Pleinfeld“. Die Krankenschwes-ter und alleinerziehende Muter von vier Kindern attestierte sich das ausreichende Organisationstalent, Bürgermeisteramt und Familie unter einen Hut zu bringen – und verwies auf Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Die habe zwar einen Ehemann, doch sei sie viel öfter weg von zu Hause. „Ich weiß, das sind die Fragen, die gestellt werden. Aber mal ehrlich: Würde man einem Mann diese Fragen auch stellen?“
Sie habe ihren Lebensweg immer alleine ohne Unterstützung des Elternhauses gehen müssen. Aufgewachsen im Erzgebirge, habe sie Abitur gemacht und am Ende der DDR-Diktatur Theologie studiert. Dieses hat sie abgebrochen, weil in Sachsen nach der Wende viele Pfarrstellen gestrichen wurden. Deshalb hat sie eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. „Für mich ist es einer der schönsten Berufe. Der Wunsch nah am Menschen und mit Menschen zu arbeiten, zog sich von Anfang an wie ein roter Faden durch mein Leben“, betonte sie.
Seit 2014 Gemeinderätin
Vor 17 Jahren nach Mischelbach gezogen, habe sie sich schnell wohlgefühlt und eine Heimat gefunden – nicht zuletzt, weil „uns die Mischelbacherinnen und Mischelbacher herzlich im Ort aufgenommen haben“. Rasch intergriert arbeitete sie im Elternbeirat der Kindergärten und der Grundschule mit, wurde Lektorin der evangelischen Kirchengemeinde und Mitglied im Mischelbacher Ortsverein. Für die SPD Pleinfeld kandidierte sie erstmals 2008 für den Marktgemeinderat in den sie 2014 dann gewählt wurde und seit Januar 2019 auch als Mischelbacher Ortsbeauftragte fungiert. Zudem ist Astrid Weiße seit 2014 Ansprechpartnerin für das Mehrgenerationen- und Bürgerhaus.
In Pleinfeld habe die SPD in den vergangenen Jahren gute Arbeit ge-leistet und einiges bewegen können – so soll der Bahnhof nun endlich barrierefrei ausgebaut werden und auch der Jugendtreff konnte wieder eröffnet werden. Ihre Ziele für die Zukunft sind eine „lebens- und liebenswerte Heimat“ zu gestalten. Das beginnt für sie beim Artenschutz, in der die Gemeinde selbst Maßnahmen ergreifen könne. „Dabei ist es mir aber auch wichtig, die Landwirte in Lösungsvorschläge mit einzubeziehen“. Nötig sind aus ihrer Sicht auch saisonverlängernde Angebote im Bereich Tourismus und eine bessere verkehrstechnische Anbindung der Ortsteile. „Gerade der Rufbus oder das Ruftaxi sind eine gute Möglichkeit – und wichtig auch für den Tourismus“. Zudem will sie sich für den Erhalt der Gastronomie und der Geschäfte vor Ort einsetzen. „Wir müssen das fördern, wo es möglich ist“.
Ein zentrales Thema für Astrid Weiße ist das brach liegende „Wohnpark“-Projekt. „Hier muss endlich was passieren“, forderte sie. „Ich will eine aussagekräftige Überprüfung der Verträge – und wenn diese erfolgt ist, wird ein Handlungsspielraum erschlossen“. In einer gewissen Frist müsse dann eine Entscheidung fallen, wie es dort weitergehen könne. Ihr schwebt eine Überplanung und dann Bebauung mit Ein- und Mehrfamilienhäusern vor. Pleinfeld benötige dringend auch bezahlbaren Wohnraum.
Probleme anders angehen
Die „Bürgernähe haben sich alle drei Pleinfelder Bürgermeisterkandidaten auf die Fahnen geschrieben. „Das lässt hoffen, dass auch nach der Wahl gemeinsam daran gearbeitet wird, dass wir alle wieder näher zusammenrücken“, so Astrid Weiße. Bürgernähe bedeute für sie, auch bei den Vereinen und in den Ortsteilen persönlich zu erscheinen – „auch bei heiklen Themen“.
Weiße vermied es zwar, den zurückgetretenen Bürgermeister Markus Dirsch offen zu kritisieren, doch einige ihrer Ansätze zielen darauf ab, die früheren Probleme und Streitigkeiten anders anzugehen und gemeinsam Lösungen zu finden. Sollte sie gewählt werden, möchte Weiße vor allem die 14 Ortsprecher und Ortsbeauftragten als „erste Ansprechpartner“ in den Dörfern mehr einbinden. Nötig sei ein „konstruktiver und regelmäßiger Austausch – das fehlt mir“. Und auch eine Bürgersprechstunde nach Weißenburger Vorbild möchte sie einführen.
Als Chefin der Gemeindeverwaltung wolle sie vor allem für einen funktionierenden Bürgerservice sorgen. Das gehe aber nur mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und Wertschätzung der Mitarbeiter. Gerade Letzteres sei einer ihrer Wesenszüge, charakterisierte sie sich selbst. Und: „Ich bin ein sehr toleranter Mensch und offen für gute und sachliche Argumente“. Sie sei keinesfalls perfekt, „aber ich habe jede Menge Entwick-lungspotenzial und den festen Willen, eine gute, faire und gerechte Bürgermeisterin zu werden“.